Das Sommerhaus am Peblinge Sø
Meines Vaters Garten lag zwischen dem Oster- und Nordertore,
näher dem ersten, an einem freundlichen kleinen Landsee,
der Peblingersee genannt. Die Lage war wirklich recht anmutig
und die Aussicht schön zu nennen. Denn aus den Fenstern
des Hauses blickten wir gen Osten über den (damals!!) lebenwimmelnden
Sund auf die Küste von Schonen hinüber, wo wir mit
einem mäßigen Telescope die Bewohner ihr Korn einsäeten,
und oft die Bauerfrauen vor ihren Häusern ihr fleißiges
Wesen treiben sahen. Im Süden zeigten die schattigen Wälle
und die Turmperspektive von Kopenhagen sich recht prächtig.
Gen Westen aber blickten wir über den spiegelnden Landsee,
seine grünendumbüschten Ufer mit Landhäusern,
Fabriken und Bleichen belebt, eine sanftsteigende Höhe hinan,
welche das königliche Lust- und Residenzschloß Friedrichsberg
krönt und mit seinen Gärten bedeckt.
Da ward ein kleines gutes Boot angeschafft, und Friederike, die
Seeliebhaberin, erhält Unterricht im Rudern vom Admiral
Adam Moltke selbst, und macht ihrem Lehrer so viel Ehre, durch
Behendigkeit und Stärke, daß sie oft Vater, Mutter
und Schwester stundenlang allein herum rudert. Das war nun wieder
ein neuer Jammerquell für die liebe Mutter. Anfangs ließ
sie sich das Herumschweben ohne Müh denn sie liebte
nicht :, sich : Bewegung - zu machen) wohl gefallen, allein bald
erschienen Blasen an meinen Händen, welche drohten sich
zu Schwielen zu verhärten! Allein die Friederike hatte nun
einmal einen Überschwang von Leben, dem nicht zu steuern
war: "laß sie machen, (sagte der Vater) sie wird noch
früh genug zahm werden!"
Eine meiner größten Seligkeiten war mit dem Vater
bei aufsteigendem Gewitter am See, aber lieber noch am nicht
fernen Meergestade zu wandeln, wenn die Wogen brausten und brandeten,
und die Donnerschläge festlich darein hallten! Ungegründete
Furcht hatte er mir genommen und die wahre ist selten gegründet.
Mein Lebenlang ist mir ein festliches Gefühl, ein lebendiger
Anklang dieser Stunden in der Seele geblieben! "Mit feurigen
Rossen Elias gen Himmel geführt zu werden", erklärte
mein frommer Vater immer für den seligsten Tod! Auch mir
ertönt die Stimme des Herrn immer im Donner, wie dem Ödipus
auf Colonas, in Sophokles' unsterblichem Meisterwerke. |