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Deutsche Spuren in Kopenhagen
Text 9
Friederike Brun (1765 - 1835)
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Das Sommerhaus am Peblinge Sø

Meines Vaters Garten lag zwischen dem Oster- und Nordertore, näher dem ersten, an einem freundlichen kleinen Landsee, der Peblingersee genannt. Die Lage war wirklich recht anmutig und die Aussicht schön zu nennen. Denn aus den Fenstern des Hauses blickten wir gen Osten über den (damals!!) lebenwimmelnden Sund auf die Küste von Schonen hinüber, wo wir mit einem mäßigen Telescope die Bewohner ihr Korn einsäeten, und oft die Bauerfrauen vor ihren Häusern ihr fleißiges Wesen treiben sahen. Im Süden zeigten die schattigen Wälle und die Turmperspektive von Kopenhagen sich recht prächtig. Gen Westen aber blickten wir über den spiegelnden Landsee, seine grünendumbüschten Ufer mit Landhäusern, Fabriken und Bleichen belebt, eine sanftsteigende Höhe hinan, welche das königliche Lust- und Residenzschloß Friedrichsberg krönt und mit seinen Gärten bedeckt.
Da ward ein kleines gutes Boot angeschafft, und Friederike, die Seeliebhaberin, erhält Unterricht im Rudern vom Admiral Adam Moltke selbst, und macht ihrem Lehrer so viel Ehre, durch Behendigkeit und Stärke, daß sie oft Vater, Mutter und Schwester stundenlang allein herum rudert. Das war nun wieder ein neuer Jammerquell für die liebe Mutter. Anfangs ließ sie sich das Herumschweben ohne Müh denn sie liebte
nicht :, sich : Bewegung - zu machen) wohl gefallen, allein bald erschienen Blasen an meinen Händen, welche drohten sich zu Schwielen zu verhärten! Allein die Friederike hatte nun einmal einen Überschwang von Leben, dem nicht zu steuern war: "laß sie machen, (sagte der Vater) sie wird noch früh genug zahm werden!"
Eine meiner größten Seligkeiten war mit dem Vater bei aufsteigendem Gewitter am See, aber lieber noch am nicht fernen Meergestade zu wandeln, wenn die Wogen brausten und brandeten, und die Donnerschläge festlich darein hallten! Ungegründete Furcht hatte er mir genommen und die wahre ist selten gegründet. Mein Lebenlang ist mir ein festliches Gefühl, ein lebendiger Anklang dieser Stunden in der Seele geblieben! "Mit feurigen Rossen Elias gen Himmel geführt zu werden", erklärte mein frommer Vater immer für den seligsten Tod! Auch mir ertönt die Stimme des Herrn immer im Donner, wie dem Ödipus auf Colonas, in Sophokles' unsterblichem Meisterwerke.