- Kadett von Moltke auf dem Paradeplatz
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- Schon im zwölften Lebensjahre wurde ich mit meinem älteren
Bruder nach Kopenhagen in die Landkadettenakademie gebracht.
Ohne Verwandte und Bekannte brachten wir dort eine recht freudlose
Kindheit zu. Die Behandlung war streng, selbst hart, und wir
gewöhnten uns früh an Entbehrungen aller Art.
Dankbar erinnere ich mich der einzigen Familie, die uns liebreich
aufnahm. Der General Hegermann-Lindencrone besaß einen
hübschen Landsitz nahe der Stadt, welcher der Tummelplatz
unserer Knabenspiele an Sonntagen wurde mit drei Söhnen
des Hauses, welche sich später in der dänischen Armee
hervorgetan haben. Der Verkehr mit den edeln, feingebildeten
Mitgliedern dieser Familie hat wohltätig auf meine ganze
Entwicklung gewirkt.
- [Aus den Erinnerungen von Moltkes Neffen und langjährigem
Adjutanten Henry von Burt:] Als der Feldmarschall im Jahre 1882
auf einer Reise zum Besuch des Königs voll Schweden einen
Tag in Kopenhagen verweilte, zeigte er mir das Haus, wo er mit
seinem Bruder Fritz als Pensionär und Kadett bei einem General
Lorenz gewohnt hatte. Ihr Zimmer war ein kleines Gelaß
über einem Torwege. Dort haben die beiden Knaben gefroren
und gehungert, denn der sehr geizige General kümmerte sich
nicht um ihr Wohl und Wehe, sondern überließ sie ganz
einer alten zanksüchtigen Haushälterin, die ihnen weder
gehörige Nahrung, noch im Winter Wärme zukommen ließ.
Sie besaß eine alte Ziege, die einst in die Wohnräume
des Generals gelangte und hier einen Spiegel zertrümmerte.
Aus Zorn darüber befahl der General, das Tier zu schlachten,
und Fleisch und Fett dienten den Knaben zur Speise.
Wir gingen dann auf den Paradeplatz. Hier hatte der kleine Helmuth
als Kadett einmal den Kopf beim Stillstehen im Gliede etwas vorgestreckt,
da kam ein Offizier auf ihn zu und versetzte ihm mit dem Ellenbogen
einen Stoß ins Gesicht, so daß das Blut sogleich
aus der Nase floß. Der Knabe fing an zu weinen, und der
Offizier fuhr ihn mit den Worten an: "Hvorfor holder du
Snuten for?" [Warum hältst du die Schnauze vor?] Auf
meine Frage, warum er seinen Eltern nicht geklagt habe, erwiderte
der Feldmarschall: "Die Post ging nur sehr selten, so daß
wir Jahre lang nicht nach Hause kamen, und dann dachten wir,
es müßte so sein."
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